Deeskalationstrainings sind im Filialbetrieb essentiell geworden

Regelmäßige Deeskalationstrainings helfen Mitarbeitern, in kritischen Situationen sicher zu reagieren und somit sowohl die Sicherheit als auch die Reputation des Unternehmens zu wahren.

Seit den Covid-Lockdowns hat sich die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung verändert. Die Belastung und Unsicherheit der letzten Jahre haben die Aggressionsschwelle vieler Menschen deutlich gesenkt. Dienstleister, die in Filialen oder medizinischen Praxen arbeiten, erleben diese Veränderung hautnah: Gefühlsausbrüche, die sich früher vielleicht nur verbal äußerten, entwickeln sich immer häufiger zu physischen Übergriffen. Für Unternehmen und Praxen ist dies nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern kann auch erhebliche Auswirkungen auf die Reputation und die Kundenbindung haben. Der Schutz der Mitarbeiter und die professionelle Handhabung solcher Vorfälle sind daher heute wichtiger denn je.

Warum Deeskalationstrainings essenziell sind

In Stresssituationen, in denen aggressive Handlungen und laute Auseinandersetzungen auftreten, ist eine trainierte Reaktion entscheidend. Ein geübtes Team bleibt handlungsfähig und kann sich nicht nur selbst schützen, sondern auch anwesende Kunden oder Patienten beruhigen und vor möglichen Gefahren bewahren. Regelmäßige Deeskalationstrainings vermitteln dabei nicht nur Techniken zur Stressbewältigung, sondern fördern auch das Selbstbewusstsein und die Fähigkeit der Mitarbeiter, in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Diese Schulungen sollten im Idealfall quartalsweise in Form praxisnaher Workshops stattfinden. Wie jede andere neue Fähigkeit muss auch Deeskalation geübt werden, um im Ernstfall routiniert handeln zu können. Eine regelmäßige Auffrischung hilft dabei, die erlernten Fähigkeiten zu festigen und im Chaosmoment schnell die richtige Entscheidung zu treffen.

Praxisbeispiel 1: Autohaus – Kunde reagiert aufgebracht auf Reparaturkosten

In einem Autohaus kommt es zu einer kritischen Situation: Ein Kunde, dessen Auto zur Reparatur gebracht wurde, erfährt, dass die Kosten die ursprüngliche Schätzung übersteigen. Für ihn ist das Auto ein Statussymbol und ein großer persönlicher Wert, und die unerwarteten Kosten führen zu einem emotionalen Ausbruch. Er wird laut, beginnt das Personal zu beschimpfen und droht, den Laden zu schließen und die Situation eskalieren zu lassen. Ein trainierter Mitarbeiter erkennt die Lage, bleibt ruhig und kann den Kunden auf sachliche Weise beruhigen, indem er ihm erklärt, warum die Kosten gestiegen sind und welche Alternativen es gibt. Durch gezielte Deeskalationstechniken schafft es das Team, die Situation zu entschärfen und die Kundenzufriedenheit zu wahren, bevor es zu einem physischen Vorfall kommt.

Praxisbeispiel 2: Arztpraxis – Patient wird wegen langer Wartezeit emotional

In einer Arztpraxis wartet ein Patient seit geraumer Zeit auf seinen Termin und wird zunehmend ungeduldig. Nach über einer Stunde platzt ihm der Kragen, und er richtet seine Wut auf das Praxispersonal. Mit beleidigenden Worten und lautstarken Vorwürfen drängt er immer weiter auf die Mitarbeiter zu, was für das Team und die anderen Patienten beunruhigend wird. Ein medizinischer Assistent, der in Deeskalationstechniken geschult ist, nimmt die Situation ernst und spricht ruhig mit dem Patienten. Er erklärt, dass sich die Behandlung des vorherigen Patienten aufgrund unvorhersehbarer medizinischer Komplikationen verzögert hat, und bietet ihm eine realistische Einschätzung zur verbleibenden Wartezeit an. Durch die klare Kommunikation und die deeskalierende Herangehensweise kann der Mitarbeiter den aufgebrachten Patienten beruhigen und somit die Situation kontrollieren.

Warum regelmäßige Auffrischungen entscheidend sind

In Krisensituationen sind Routine und eine schnelle Reaktion entscheidend. Durch vierteljährliche Deeskalationstrainings in praxisnahen Workshops behalten die Mitarbeiter ihre Fähigkeiten nicht nur frisch im Kopf, sondern stärken auch ihre Reaktionssicherheit. Diese regelmäßigen Übungen helfen dabei, den sogenannten Chaosmoment – den Augenblick, in dem die Situation eskaliert – so schnell wie möglich zu überwinden und souverän zu reagieren.

Risiken für Unternehmen und Praxen ohne Deeskalationstraining

Fehlende Vorbereitung kann schnell zum Reputationsrisiko werden. Ein bekannt gewordener Vorfall, bei dem ein Kunde oder Patient aggressiv wird und die Situation aus dem Ruder läuft, kann zu einer negativen Wahrnehmung der gesamten Einrichtung führen. Kunden und Patienten könnten das Unternehmen oder die Praxis meiden, und negative Berichte können sich nachhaltig auf die Marke und das Vertrauen in die Organisation auswirken. Professionell geschulte Mitarbeiter hingegen können nicht nur die Sicherheit für alle Beteiligten erhöhen, sondern auch das Ansehen und die Reputation des Unternehmens schützen.

Fazit: Deeskalationstraining als wichtiger Baustein des Risikomanagements

In einer zunehmend angespannten Gesellschaft wird es immer wichtiger, dass Mitarbeiter, die regelmäßig mit Menschen in Kontakt stehen, im Umgang mit aggressivem Verhalten geschult sind. Deeskalationstraining ist nicht nur eine wertvolle Sicherheitsmaßnahme, sondern auch ein präventives Werkzeug, das Mitarbeiter befähigt, schwierige Situationen mit Ruhe und Professionalität zu bewältigen. Unternehmen und Praxen, die regelmäßig in diese Schulungen investieren, sind langfristig besser gerüstet, die Sicherheit zu gewährleisten und ihre Reputation zu schützen.